Getrieben von Todesangst zieht eine Wagenreihe von Norden kommend über die Hochstraße des Ehegrundes und Stübacher Berges. Der Weg ist morastig und die Karren bleiben oft stecken. Männer schieben und ziehen die Wagen mit letzter Kraft. Kinder springen nebenher und treiben mit Ruten die Ochsengespanne an. Der königliche Gutshof in Riedfeld ist erreicht.

 

Für eine Gruppe dieses Zuges ist der Weg noch nicht zu Ende. Sie schert aus und setzt den mühseligen Weg über die Aisch fort. Die Menschen werden in ein nahe gelegenes Tal geführt. Die Gegend sieht anders aus als heute. Zu beiden Seiten des Baches sind die Wiesen sumpfig und mit Schilf bewachsen. Es gibt keine Ackerflächen.

Die Hügel des Tales sind mit Wald und Dornengestrüpp überwuchert.

 

Der Wagenzug kommt zum Stehen. Die Ochsen vor den schwerfälligen Karren dampfen.

Im Wagen liegen gut verstaut Saatgut und Ackergeräte. Die Menschen dieses Zuges sind erschöpft. Viele Wochen schon dauert dieser mühevolle Weg an. Es ist ein Gefangenenzug, der sich durch die Gegend schleppt.

 

Wer aber sind die Gestalten, die mit Weib und Kind in die Verbannung müssen?

Weit im Norden ist ihre Heimat. Zwischen Weser und Elbe liegen die Höfe des

Sachsenvolkes. Die Brandung des Meeres begrenzt im Norden Herzog Widukinds Land.

Was haben sie getan, dass man ihnen die Heimat nimmt?

In einen langen und blutigen Krieg, der über 30 Jahre dauerte, waren sie vom Frankenkaiser vernichtend geschlagen worden.

 

„Rebellen sind sie“, war des erbitterten Frankenherrschers Urteil.

„ Ich will sie herausreißen aus ihrem Heimatboden, der ihnen Mut und Kraft verleiht“.

„Gefügig müssen sie werden in der Fremde“.

 

Plötzlich hält der Wagenzug an. Hoch aufgerichtet im Sattel steht ein Franke und gebietet mit erhobener Lanze „Halt“. Laut verkündet er allen Sachsen: „Hier mitten im Frankenland soll Eure neue Heimat sein“.

 

Hier dürfen sie den Kampfesmut erneut beweisen. Der Wald wird ihr Gegner sein. Feuer und Axt sind ihre Waffen. Saatfelder sollen die Siegeszeichen sein, wenn sie den Feind auf den Höhen zurückgeschlagen haben. Zuhause hatten sie weite Ebenen. Doch viel Zeit für Heimweh haben sie nicht. Frau und Kind müssen versorgt und ein neues Haus gebaut werden.

Bald wächst ein Dorf aus dem Boden. „Saxen“ werden die Fremden von den heimischen Franken genannt und „Ad Saxones“  heißt ihre Siedlung. Fleißige Bauernfäuste schaffen grüne Saatfelder.

 

Quelle: Widukinds Söhne im Altmühltal MH88, Textanpassung Ebaha - Ad Saxones

 

 

Geschichtliches

 

Bischof Bernwelf von Würzburg erhielt im Jahre 796 ein Kontingent der vertriebenen Sachsen, Saxones qui Northelbinga vocantur: „Bei dieses bischoue Bernwelfen zeitten und nemlich in dem 796. jore zoge kunigk Carll der Gros wider die Sachsenn, darumb das si von dem hailigen christen glauben den si daruor angenommen hetten unnd daruff getauft wordenn, gewichen und wider zu irem alten gotzen glauben gefallen waren. Er schluge ir bey dreissig thausent zu tod und zwang si wider zu glauben. Damit si auch deste bestendiger in gehorsame

pliben, liesse er der selben bei zehen tausent mit iren weiberen und kindern heraus

in das  künigreich Francken füren“.

 

Mit der Gründung des Bistums Würzburg im Jahre 741 wurde die Besiedlung Ostfrankens

vorangetrieben. Der Königshof Riedfeld erhielt ein Kontingent an Sachsen vom

Würzburger Bischofssitz. Der königliche Auftrag der Verteilung, Ansiedlung und Christianisierung musste ausgeführt werden. Die Sachsen wurden in das nahe gelegene Tal dem heutigen Untersachsen und Obersachsen geführt, welches sie roden und urbar machen mussten. Ober –und Untersachsen bei Diespeck ist nur einer von vielen Sachsenorten, dessen Entstehung der Frankenkaiser Karl veranlasste. Er zerstreute die Sachsen über ganz Deutschland, nach Franken, Thüringen, Hessen, ins Rheinland, nach Schwaben und Bayern. Ortsnamen wie Sachsen bei Ansbach und Leutershausen, Sachsbach, Sachsenhausen bei Frankfurt, Sachsenberg, Sachsendorf, Saasen, Sachsenheim, Sachsenried und Sachsenstein weisen auf das Schicksal des sächsischen Volkes hin. Karl der Große war somit der Begründer aller Sachsenorte in unserer Heimat

 

Quellen: Chronik der Bischöfe 794-1495 Lorenz Fries, Annales Einhardi, Vita Caroli, Dinklage Jahrb. fränk. Landesf., Karl der Grosse Dieter Hägermann, Karl der Grosse Ernst W. Wies, Sachsen Saga, Frank Littek, Res gestae Saxonicae, Reclam Annales Ammandi, Guelferbytani, Almanici, Sangallenses, Einhardi.

 

 

 

 

 

 

 

 

Geschichte

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